Der Artikel der Passauer Neuen Presse zum Thema:
„Nicht mit Gold aufzuwiegen“
Bürgerfahrdienst läuft seit zwei Monaten
- Senioren sind froh über Service - Krankenbesuche und Einkäufe

Mit
dem strahlend blauen Fahrzeug des Bürgerfahrdienstes bequem und kostenlos von zu
Hause ans gewünschte Ziel und wieder zurück: Für die 78-jährige Therese
Mittermeier aus Untergrafendorf ist dieser Traum Wirklichkeit geworden. Josef
Hanseder ist einer der drei Fahrer, die jeden Dienstag und Donnerstag für
diesen Service im Einsatz sind. (Foto: Machtl)
Von Christa Machtl
Arnstorf. Seit am 16. Juni der Startschuss für den kostenlosen
Bürgerfahrdienst fiel, ist der blaue Wagen mit dem markanten Logo und der
Handynummer an den Türen jeden Dienstag und Donnerstag unterwegs. Gedacht ist
dieser Service in erster Linie für ältere Menschen und solche, die nicht gut zu
Fuß sind. Ob und wie diese Einrichtung „ankommt“, deren Kosten die Hans Lindner
Stiftung trägt, hat der Rottaler Anzeiger bei Verantwortlichen, Fahrern und
Fahrgästen nachgefragt.
„Ich bin total happy“, drückte die Vorsitzende des Seniorenbeirates nach dem
Luftsprung beim Startschuss jetzt noch mal ihre Freude darüber aus, dass das
von ihr mitgeplante Projekt Realität wurde. „Es klappt. Die Fahrer sind so
nett, wir werden von dieser tollen Sache auch anderen erzählen“, bekam Iris
Salewski im Rahmen der Leistungsschau und beim Seniorennachmittag am Volksfest
bereits positive Rückmeldungen. Dass schon viele Leute vom Bürgerfahrdienst
gehört haben und Interesse daran besteht, beweisen die telefonischen Nachfragen.
Kostenlos und ohne Verpflichtung
Skeptikern
kann Iris Salewski immer nur versichern, dass dieser Service wirklich kostenlos
und ohne jegliche Verpflichtung für die Nutzer ist. „Noch ein wenig mehr
Resonanz“, wünscht sich Richard Steinbeißer, der als Fuhrparkleiter der Lindner
AG in die Planung integriert war, für die Funktionstüchtigkeit des Fahrzeuges
verantwortlich ist und über die rechtliche Seite Bescheid weiß, „wenn’s da mal
haken würde.“
Einzige Voraussetzung für die Nutzung des Fahrdienstes: Wer mitfahren will,
muss in Arnstorf oder im Aktionsradius wohnen, der in etwa bis Simbach,
Malgersdorf, Zell, Schönau, Johanniskirchen, Roßbach und Indersbach reicht. Wer
am Dienstag fahren will, meldet sich am Montag über Handy an, wer am Donnerstag
zum Arzt, zum Einkaufen, zu Verwandtenbesuch will oder sonst was zu erledigen
hat, ruft am Mittwoch die Handynummer 0170/3354850 an. Der Fahrer vom Dienst
notiert Zeit und Ort und steht am nächsten Tag pünktlich vor der Haustür.
Die Abholung direkt zu Hause ist neben der Kostenfreiheit ein weiterer
springender Punkt, warum die bisherigen Nutzer den Fahrdienst nicht mehr missen
wollen. Der Rottaler Anzeiger hat Fahrer Josef Hanseder einen Vormittag lang
auf seiner Tour begleitet. Um 8.30 Uhr ist eine ältere Dame sein erster
Fahrgast. Sie hatte im Rottaler Anzeiger vom Fahrdienst gelesen und sich
erstmals angemeldet. „Wenn ich am Morgen den öffentlichen Bus nehme, muss ich
schon ein gutes Stück zur Haltestelle gehen, was mir nicht ganz leicht fällt“,
erzählt sie. „Und wenn der Sohn in seiner Mittagspause die Heimfahrt nicht
einrichten kann, muss ich nach dem Arztbesuch bis 14 Uhr auf die Rückfahrt
warten“, fügt sie hinzu.
Nach dieser Fahrt bringt Josef Hanseder Therese Mittermeier aus Untergrafendorf
zum Parkwohnstift. Hier ist seit Anfang Mai ihr Ehemann, der an Demenz leidet,
in den Hausgemeinschaften untergebracht. „Praktisch und nicht mit Gold
aufzuwiegen“, freut sich die 78-Jährige. „Weil wir so weit vom Schuss sind,
haben mir meine Söhne keine Hoffnung gemacht, dass ich da mitfahren könnte.
Aber es klappt!“ Und so kann sie nun an zwei Vormittagen in der Woche den
Ehemann besuchen, gleich auch noch Einkäufe mit erledigen und die Familie ist
am Abend entlastet.
Inzwischen ist Josef Hanseder bereits wieder unterwegs, um Fahrgäste aus
Geiselsdorf und Simbach ans gewünschte Ziel und wieder gut nach Hause zu
bringen. Insgesamt hat er an diesem Tag acht Fahrten auf dem Plan.
Chauffeure mit
Herz und Seele
Dass er
und seine Kollegen Anton Eichinger und Karl Heinz Reinl nicht nur am Steuer
sitzen, sondern sich mit Herz und Seele fürsorglich in ihren Dienst einbringen,
zeigt eine Geschichte am Rande, die Iris Salewski erzählt. Sie wurde von einer
Dame aus Malgersdorf angerufen, die am nächsten Tag dringend eine Fahrgelegenheit
brauchte, aber niemanden sonst erreichen konnte. „Ich habe dann gleich die
Fahrer reihum angerufen und bin bei Anton Eichingers Privatanschluss gelandet“,
berichtet die Vorsitzende des Seniorenbeirates. Das Diensthandy war stumm, weil
er übersehen hatte, den Akku aufzuladen.
Beim Versuch, die Dame wegen der Fahrt anzuklingeln, hörte Eichinger nur
seltsame Geräusche. „Da stimmt was nicht“, meldete sich Eichinger nun
seinerseits bei Iris Salewski. Der Gedanke, der Dame könnte etwas zugestoßen
sein, ließ Eichinger keine Ruhe. Er fuhr nach Malgersdorf, um nachzusehen. Zum
Glück war nichts passiert, die Dame war im Garten und hatte lediglich das
Telefon nicht gehört.
„Wenn das kein Service ist“, zeigt sich Salewski über dieses Engagement total
begeistert und freut sich, wenn das Wunschergebnis Wahrheit wird, das sie beim
Entwurf des Projektes im Februar 2009 vermerkt hat: „Der Fahrdienst wird eifrig
genutzt und alle Betroffenen sind froh und dankbar, dass es so was Schönes auf
der Welt noch gibt.“